Wie tickt der Nichtwähler

„Wir müssen etwas unternehmen“, sagt CDU-Präsidiumsmitglied Jens Spahn. In Wahlen der letzten Jahre gewinnt die Fraktion der Nichtwähler Überhand. In den Landtagswahlen der letzten Jahre hatten die Nichtwähler einen Anteil von durchschnittlich etwa 40-50%. Dadurch steht vermehrt die Frage im Raum „Wie tickt der Nichtwähler?“.

 

Bei Befragungen und vorrangig aus Studien qualitativer Methodik ergab sich, dass Wissenslücken, fehlendes Vertrauen oder ein Gefühl der Sinnlosigkeit mögliche Gründe für das fehlende Engagement sein könnten. Hoch angeführt wird die Liste der Nichtwählergründe dazu auch von Faktoren wie dem Eigeninteresse der Politiker oder Fehlern in der Politik. So wird beispielsweise Merkels Flüchtlingspolitik in einigen Wahlkreisen als „eigennützig“ oder „fehlerhaft“ empfunden und verursachte so den Wählerumschwung zur AfD, sowie eine erhöhte Wahlbeteiligung in den letzten Landtagswahlen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt. Ähnliches ereignete sich auch nach dem Unglück in Fukushima, woraufhin sich mehr Wahlberechtigte für die Grünen entschieden.

 

Nicht nur Krisen oder Extremsituation schienen die Wahlergebnisse zu beeinflussen. Auch nicht eingehaltene Wahlversprechen, wie z.B. die Mehrwertsteuererhöhung in 2007 von 16% auf 19%, anstatt der maximal versprochenen 18% führten zu vermehrter Frustration der Wählerschaft. Bochumer Soziologe David H. Gehne rät Parteien hier lokale Projekte zu fördern - „zu den Leuten gehen, zuhören, mit ihnen etwas Konkretes, Erfahrbares gestalten“ - um den Menschen ein Gefühl der Nähe und Wichtigkeit zu geben. 

 

Politiker versuchen trotz dessen weiterhin Strategien auszupfeilen, um die Wähler an die Urne zu bringen. Doch ihre Ideen werden oft als fragwürdig kritisiert. Dazu zählen z.B. Wahlurnen in sowohl Supermärkten, als auch in Bahnhöfen und Bibliotheken aufzustellen oder eine gar eine Wahlpflicht einzuführen. Die Verdrossenheit zum System würde dadurch nicht gelöst werden, hier helfe der Rat des Soziologen. Das Vertrauen gegenüber den Parteien und dem Parlament ist wichtig, zeigt uns auch die Shell Studie, in der genau dieses auf einer Skala von 1 bis 5 mit durchschnittlich 2,6 bewertet wurde. So steigt das politische Interesse abseits etablierter Parteien, unter anderem auch auf den anderen Seiten des Parteienspektrums.

 

Die Rolle der Medien, die teils populistisch wirkt, dürfe man auch nicht in Bezug auf die Lenkung der Wähler und ihre Meinungsbildung vernachlässigen. Eine klare Schuldzuweisung wäre jedoch falsch, nur ist das Ziel klar: Rein in die Wahllokale! Rechtspopulistischen Parteien schien es bis jetzt als einzige zu gelingen einen Teil der Nichtwähler zu mobilisieren. Die Auswirkungen bei Eintritt der prognostizierten Wahlergebnisse zur Bundestagswahl sind noch nicht voraussehbar.

 

Autor: Kai Gräf

 

 

 

Quellen:

 

http://www.fr-online.de/politik/politikverdrossenheit--was-tun-gegen-sinkende-wahlbeteiligung-,1472596,30683908.html

http://www.de.wikipedia.org/wiki/Nichtw%C3%A4hler

http://www.sueddeutsche.de/politik/nichtwaehler-staerker-als-die-sieger-1.1778946

http://www.fr-online.de/politik/politikverdrossenheit--was-tun-gegen-sinkende-wahlbeteiligung-,1472596,30683908.html

http://www.shell.de/ueber-uns/die-shell-jugendstudie.html#vanity-aHR0cDovL3d3dy5zaGVsbC5kZS9hYm91dHNoZWxsL291ci1jb21taXRtZW50L3NoZWxsLXlvdXRoLXN0dWR5LTIwMTUuaHRtbA

http://www.welt.de/debatte/kommentare/article152474875/Wie-wir-Nichtwaehler-zurueckgewinnen-koennen.html